Dienstag, 13. Januar 2009

Schnee von gestern

was bleibt
der ein oder andere
alte Hut
alte Hüte
wie alte Witze
Erinnerungen
wie ein
alter Hut

und der Rest ist Schnee von gestern

was bleibt
das ein oder andere
Kohlestück
Knöpfe
ein Gesicht
Lächeln
und Wärme
angedeutet

und der Rest ist Schnee von gestern

was bleibt
das ein oder andere
Monument
Autobahn
und freie Fahrt
Anlass
dieses Baus
vergessen

und der Rest ist Schnee von gestern

was bleibt?
die eine und andere
Photographie
der alten
Kameraden
ewig jung
die Gesichter
verblichen

und der Rest ist Schnee von gestern

was bleibt?
das ein oder andere
erhabene
gute und schöne
vordergründig
unverdrängt
real
unwirklich

und der Rest ist Schnee von gestern

was bleibt?
das ein oder andere
vom Rest
kommt hoch
Dresden und Angst
Auschwitz und Scham
Augen
zu und durch

doch der Rest
und Schnee
von gestern
schmelzen nicht

was bleibt?
der ein oder andere
alte Hut
alte Hüte
wie alte Witze
Erinnerungen
wie ein
alter Hut

und der Rest ist Schnee von gestern

Sonntag, 4. Januar 2009

Nicht von dieser Welt

Für deine Lügen
werden sie dich lieben

Für dein Versagen
werden sie dich verachten

aber für das
was du von ihnen weißt
werden sie dich hassen

Wer die Wahrheit liebt
deshalb eigene Fehler bekennt
und anderen ihre Fehler vergibt
ist nicht von dieser Welt

Donnerstag, 1. Januar 2009

Was kommt

Am Anfang jeder neuen Zeit
sehnt sich der Mensch nach Sicherheit

Man fragt die Propheten,
die falschen und echten
und wohl auch sich selbst:
mit was ist zu rechnen?
Doch den Prognosen ist eins gemein,
man kann sich in keinem Fall sicher sein.

Nur eins ist gewiss in nächster Zeit
mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit,
dass an dreihundertfünfundsechzig Tagen
Gelegenheit ist, etwas Neues zu wagen,
und an vierundzwanzig Stunden etwas zu tun
um vorwärts zu gehn oder auszuruhn
dabei sechzig Minuten bewusst zu leben
in stetem Austausch von Nehmen und Geben
und dann im Sekundenaugenblick
zu erkennen, das Leben an sich ist schon Glück.

Das sagt den Propheten,
den falschen und echten
und auch jeder sich selbst:
Was bringt es zu rechnen,
Orakel zu fragen und prophezeihn?
Am Ende wird alles doch anders sein.

Das neue Jahr bringt jeden Tag frische Zeit,
das kommt auf uns zu, mit Sicherheit.

Benedikta Buddeberg